Kreismeisterschaft im Freien 2017 in Ebhausen.
Ein Bericht von Julia Glaser.
Regenschauer. Das war es, wovor es uns Bogenschützen graute, als wir den nicht besonders vielversprechenden Wetterbericht für den Sonntag nachverfolgten, an dem die Kreismeisterschaft in Ebhausen stattfinden sollte. Nicht umsonst hatte uns Jürgen ausdrücklich in einer Rundmail darauf hingewiesen, Regenklamotten einzustecken. Als wir vormittags dann in die Einfahrt des direkt an der B28 gelegenen Bogenplatzes einbogen, ließ das sonnige Wetter mit leicht bewölktem Himmel allerdings doch Hoffnung aufkommen.
Das war nicht nur mein erster richtiger Wettkampf überhaupt – sondern auch das erste Mal, dass ich einen anderen Bogenplatz im Freien betrat. Er war etwas breiter als unserer daheim – schließlich war es mal ein Fußballplatz gewesen, wie mir Jürgen auf der Hinfahrt berichtet hatte – und mündete an der linken hinteren Seite in einen Nadelwaldstreifen. Und wie viele Scheiben da standen! Im Gewusel zwischen den Schömbergern mit ihren roten Poloshirts und den Ebhausern in blauem Outfit fand ich unsere Gechinger Gruppe in Weiß recht schnell – die Kleiderordnung auf Wettkämpfen hatte also nicht nur teamgeistfördernden Charakter, sondern half mir auch, meine Leute bei Fragen schneller wiederzufinden. Und Fragen hatte ich viele, es war ja alles neu für mich.
Nach dem Aufbauen und Spannen meines Recurve-Bogens war noch das Organisatorische zu erledigen, bevor wir überhaupt erst an die Schießlinie durften. Mit Jürgen, Dagmar und Bernhard stellte ich mich in die Schlange zum Anmelden an. Startkarte und Schützenausweis vorzeigen – und schon hatte ich mein foliertes Startnummernkärtchen in der Hand, das Dagmar und ich uns dann gegenseitig mit Sicherheitsnadeln – natürlich inklusive in den Finger piksen – ans T-Shirt hinten pinnten.
„Ihr habt 40 Sekunden für jeden Pfeil, das ist Zeit ohne Ende.“, erklärte Wolfgang Dagmar und mir die Zeitregelung für eine Passe – denn für sie war es das erste offizielle Nicht-Feldbogen- Turnier. Wenn die Ampel von Grün auf Gelb wechselte, waren die insgesamt 240 Sekunden bald zu Ende, bei Rot war Schluss. Armin zeigte mir vorne an der Schießlinie noch die Reihenfolge, in der ich schießen würde. Meine Startnummer war die 8A, ich würde gleichzeitig mit dem Teilnehmer 8B schießen, dann würde der Wechsel zu den Teilnehmern 8C und 8D stattfinden. Soweit verstanden. Wie sich herausstellte, hatten zwei der Schützen von meiner Scheibe abgesagt, sodass ich mir die Scheibe nur mit Cornelia vom BSC Schömberg teilte. Das kam meiner Konzentration und Ruhe zugute, in den Durchgängen alleine auf die Scheibe zielen zu können, denn Conny war im CD-Teil dran. Und nachdem Bogenreferent und Kampfrichter Andreas Böhm offiziell begrüßt hatte, machten wir uns für das Einschießen in vier Passen bereit, in denen ich die Abläufe eines Wettkampfes dann so richtig kennenlernte.
Ich war zugegebenermaßen schon ziemlich aufgeregt. Anderer Platz, andere Lichtverhältnisse, erst seit wenigen Wochen auf meine Wettkampfdistanz von 40 Metern schießend. Aber es klappte. Und die Zeit reichte wie prophezeit sehr gut aus. Die erste Passe war gut, in den nächsten zeichnete sich aber eine deutliche Tendenz der Pfeile nach rechts ab. „Versuch mal, deinen Bogen ein wenig zu kippen.“, schlug Conny vor, als wir in der Sonne vor unserer Scheibe standen. Meine ‚Konkurrentin‘ aus derselben Blankbogenklasse gab mir Tipps und Verbesserungsvorschläge? Wie süß und lieb war das denn bitte? Sowas hatte ich nicht erwartet. Und ihr Tipp, den Armin dann auch nochmal bestätigte, sollte wirklich helfen.
Während sich die Sonne in der ersten Hälfte des ersten Durchgangs eher hinter den Wolken hielt, brannte sie in der zweiten Hälfte auf uns hinunter und machte das Schießen in schwülem Klima unangenehmer. Mein Kreislauf war irgendwann nicht mehr ganz auf der Höhe, aber ich fand zum Glück noch ein paar Gummibärchen in meinem Rucksack (Lektion Nr. 1: Snacks für zwischendurch mitnehmen) und kaufte mir eine Cola. Ins gemeinsame Ergebnisse Aufschreiben mit Conny hatte ich mich schnell eingefunden und das Kopfrechnen lief nach ein paar Durchgängen auch wieder – Mathe in der Schule war ja nun auch schon ne Ecke her, ne? Mit meinen ersten 36 Pfeilen war ich wirklich zufrieden für die neue Wettkampfsituation (einmal Holz und ein paarmal Stroh waren trotzdem dabei gewesen) und verteilte dann in der kurzen Pause zwischen den Durchgängen Ketchupflecken von meiner Roten Wurst im Gras.
Gerade hatten wir uns nach der Pause wieder an der Schießlinie versammelt, trat das ein, was wir bei den hergezogenen dunklen Wolken befürchtet hatten: Es fing an zu tröpfeln. Zunächst fand ich es witzig, schließlich mochte ich leichten Regen eigentlich. Aber es wurde eben stärker. Und noch stärker. Und Andreas Böhm pfiff uns alle zurück, noch bevor irgendjemand einen Pfeil aus der Sehne nach vorne befördert hatte. Gute Entscheidung, schließlich fanden wir uns ein paar Minuten später alle unter den Pavillions untergestellt und unsere Bögen draußen mit Regenschirmen überspannt wieder, weil es nur so vom Himmel platschte. Ein kurzer Schauer und dann war es wieder vorbei – ein Glück! Wenn das so weitergegangen wäre… Nur waren die Wurfarme trotz meines Schirms (Lektion 2: An einen Schirm denken, nicht nur durch Zufall einen im Rucksack finden!) ordentlich nass geworden. Ich bekam aber natürlich von allen Seiten Handtücher ausgeliehen (Lektion 3: Kleines Handtuch einpacken!).
Mit trockenem Bogen ging’s dann in Runde zwei. Ein paar Passen gelangen mir nicht so. Ließ meine Konzentration nach? Meine Kraft? Kurz innehalten, durchatmen, den leichten Wind genießen, Rotmilan am Himmel beobachten. Ich hatte ja genug Zeit. Dann nochmal volle Konzentration auf die letzten Pfeile – mit Erfolg. Ein High Five mit Conny zum Abschluss, das hatte super viel Spaß gemacht. Mann, war ich froh, dass ich mitgekommen war. Ein kollektives Klatschen beim letzten Gang zum Pfeile holen – eine schöne Geste. Im Anschluss bauten wir unsere Bögen wieder ab, verstauten sie in den Autos und warteten dann bei Kaffee und Kuchen auf die Ergebnisse. Und dann kam der richtige Wolkenbruch. Die Siegerehrung fiel zum Glück nicht ins Wasser, hatte aber durchaus nasse Tendenzen. Wo anfangs die jugendlichen Teilnehmer noch auf dem Siegertreppchen gekürt wurden, verlegten Andreas Böhm und der Kreisoberschützenmeister Edmund Großmann das Event kurzerhand unter den Pavillion, da es aus Eimern kübelte. Wer am Rand stand, bekam trotzdem was ab, denn natürlich kam der Regen schräg. Nicht lange, und auch das Gras unter unseren Turnschuhsohlen hatte sich in eine Pfütze verwandelt. Lustig war’s aber allemal. Für mich gab es auch noch eine kleine Überraschung: Da Conny und ich die einzigen Schützen der Blankbogenklasse weiblich waren, durfte ich mich über die Vize-Kreismeisterschaft dieser Kategorie und dem dementsprechenden silbernen Pin für den Köcher freuen.
Mein Fazit: War ich doch hauptsächlich mitgekommen, weil Tobi Überredungsarbeit geleistet hatte, hatte sich dieser Sonntag so richtig gelohnt! Ein schönes Event, größtenteils gutes Wetter und viele nette Leute.
Zum Schluss noch ein liebes Dankeschön, an alle, die mir mein erstes Turnier versüßt haben und besonders Armin, der in regelmäßigen Upgrade-Aktionen meinen Bogen aufpimpt!